OH Jung-Hee

Der Hof meiner Kindheit

Erzählungen

Aus dem Koreanischen von
Kyung-He Brixel und Christa Wittermann

 

 

 

 

Wie in ihrem ersten Erzählungs-Band »Die Seele des Windes« (deutsch 1998) wird auch der »Hof meiner Kindheit« von einer weiblichen Sichtweise beherrscht: Hauptfiguren der Geschichten sind meist Frauen mittleren Alters, seltener auch Mädchen an der Grenze zum Erwachsenwerden, deren Ängste, Hoffnungen, Erinnerungen und Sehnsüchte Oh Jung-Hee mit gro§er Intensität schildert.

Oft steht ein realistisch beschriebenes Familienleben im Mittelpunkt der acht Erzählungen, doch meist sind die Familien unvollständig, die Männer oder Kinder aus dem Haus, oder aber die Hauptfigur lebt noch unverheiratet bei ihren Eltern Ð es ist ein Alltagsleben, welches den Frauen leer und sinnlos und ohne Perspektive erscheint.

Die Titelgeschichte handelt von den Jugenderlebnissen eines Mädchens während Flüchtlings- und Kriegszeiten in Korea. Der Vater ist noch nicht wieder zurück, der heranwachsende gewalttätige Bruder hat keine Zukunft, die Großmutter lebt noch in der Vergangenheit; Hunger und Not sind allgegenwärtig, ebenso aber auch der Zauber und das Geheimnis eines magischen Ortes: des Hofes der Kindheit.

Im »träumenden Vogel« streift eine Mutter mit ihrem kleinen Kind ziellos umher, während ihr Mann, ein Universitätsprofessor, dienstlich verreist ist. Sie empfindet ihr Leben als sinnloses Alltags-Einerlei, dem keine Illusion mehr Farbe geben kann.

Im »Abschied« begleitet eine Frau gemeinsam mit ihrem Kind ihre alte Mutter zu dem abgelegenen Friedhof, auf dem die Eltern eine Gruft gekauft haben, da die Familiengrabstätte in Nordkorea nicht zugänglich ist. In einer Parallelhandlung begibt sich ihr Ehemann auf eine Angeltour, die jedoch eigentlich eine Flucht in den Selbstmord ist.

Den meisten Frauen in Oh Jung-Hees Geschichten geht es trotz einer ausweglos erscheinenden Situation ebenso wie der Hauptfigur im »Haus der Dunkelheit«: sie müssen »weiterleben, als wäre da nichts gewesen«.

 

Porträt Oh Sae-young

OH Jung-Hee

wurde 1947 in Seoul geboren. Nach ihrem Studium an der Sorabol-Kunstakademie veršffentlichte sie 1968 ihre erste ErzŠhlung und in der Folge bis 1989 eine Reihe wichtiger BŠnde, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden. In den letzten Jahren hat sich die Autorin mehr dem Verfassen von KinderbŸchern zugewandt. Oh Jung-Hee ist eine gro§e und au§ergewšhnliche ErzŠhlerin in der zumeist von Realismus geprŠgten zeitgenšssischen Literatur SŸdkoreas, ihr Blick auf existenzielle Fragen hat viele junge Schriftsteller des letzten Jahrzehnts beeinflu§t.


 


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