Yohng-Sang KIM

 

C-Ration

Koreanische Erinnerungen 1932–1958

 

 

 

Seit 1958 lebt Yohng-Sang Kim in Europa. Zunächst nur zum Studium nach Deutschland gekommen, kehrte er auch deshalb nicht in seine Heimat zurück, weil seine Eltern und Brüder nach der neuen Grenzziehung 1953 für ihn unerreichbar in Nordkorea lebten.

In diesem ersten Band seiner Erinnerungen erzählt er bewegend von seiner Kindheit unter der japanischen Besatzung, der Schulzeit und den politischen Umbrüchen zwischen den Kriegen, aber auch vom Koreakrieg, den er nicht zuletzt dank seiner Hilfsdienste für die Amerikaner überlebte.

Und Yohng-Sang Kim läßt die Nachkriegszeit wieder lebendig werden, die Menschen und ihre Schicksale, den Neubeginn in einem zerstörten Land und seine eigenen Bemühungen, in einer sich verändernden Gesellschaft getrennt von seiner Familie seinen Platz zu finden.

Er schafft es, an der Seoul National Universität Schiffs- und Maschinenbau zu studieren, doch muß er viele Hürden überwinden, bis er schließlich sein großes Ziel erreicht: ein weiterführendes Studium im Ausland.

Weitere Bände dieser faszinierenden autobiographischen Aufzeichnungen werden sich mit seinen Erfahrungen in Europa beschäftigen, aber auch mit seinen Bemühungen, Kontakt zu seinen Verwandten herzustellen.

Erst etwa 40 Jahre nach seiner Abreise gelang es Yohng-Sang Kim, seine auch heute noch in Nordkorea lebenden Brüder zu besuchen und genaueres von einer Biographie zu erfahren, die auch die seine hätte werden können.

Das Buch von Yohng-Sang Kim erscheint gut 60 Jahre nach einem anderen Buch, das jahrzehntelang hierzulande den einzigen literarischen Bezug zu Korea darstellte: den Erinnerungen von Mirok LI »Der Yalu fließt«. Mirok Li (1899-1950) verließ mit 20 Jahren nach der japanischen Okupation seine Heimat, studierte in Deutschland und wurde hier promoviert. Seine Erinnerungen an ein ländliches Korea Anfang des 20. Jahrhunderts verfaßte er ebenfalls auf Deutsch, sie erschienen erstmals 1946, wurden immer wieder neu aufgelegt und sind heute noch lieferbar.

In mancher Hinsicht könnte man das Buch von Yohng-Sang Kim fast als eine moderne »Fortsetzung« dieses Buches ansehen. Die persönliche Situation der beiden Autoren ist durchaus vergleichbar, aber Kim hat einen notwendig veränderten Blick auf ein eher städtisches Korea 40 bis 50 Jahre später, ohne Sentimentalität und im Bewußtsein der radikalen Kriegswunden und Veränderungen.


 

 

 


 


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